Kein anderes Vitamin wird derzeit so exzessiv beworben wie das Vitamin D.
Es heißt, ein Vitamin D Mangel sei weit verbreitet und die Vitamin D Einnahme deshalb für viele Menschen nötig.
So wird Vitamin D auch großzügig von Ärzten und Heilpraktikern verordnet, und manche Menschen schlucken es einfach auf eigene Faust.
Doch Vorsicht: Zuviel Vitamin D kann krank machen. Und manche Menschen vertragen aufgrund ihrer individuellen Veranlagung viel weniger Vitamin D als generell empfohlen.
Lesen Sie im nachfolgenden Beitrag, warum Sie bei der Einnahme von Vitamin D äußerst vorsichtig sein sollten.
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Vitamin D ist wichtig für den Aufbau gesunder Knochen, das ist allgemein bekannt. Babys bekommen deshalb im ersten Lebensjahr Vitamin D verabreicht.
Das fettlösliche Vitamin D (auch Calciferol genannt) ist eng mit dem Calciumstoffwechsel verknüpft und sorgt dafür, dass Calcium ordnungsgemäß in die Knochen eingebaut wird.
Darüber hinaus werden dem "Sonnenvitamin", wie es oft auch bezeichnet wird, in den letzten Jahren noch viele weitere gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben.
Der Körper erhält das für ihn notwendige Vitamin D einerseits über die Nahrung. Vor allem Fisch, aber auch Eigelb und manche Milchprodukte enthalten viel Vitamin D.
Andererseits wird Vitamin D mit Hilfe des UV-Sonnenlichtes in der Haut gebildet.
Vitamin D wird im Körper gespeichert und steht deshalb in der Regel auch in sonnenärmeren Zeiten ausreichend zur Verfügung.
Um die Speicher aufrecht zu erhalten, wurde früher eine tägliche Zufuhr von 2 - 10 Mikrogramm (Roche Lexikon Medizin) empfohlen, inzwischen werden von der deutschen Gesellschaft für Ernährung 20 Mikrogramm pro Tag (für Erwachsene) als notwendig erachtet.
Der Norm-Blutwert wurde für 30 - 50 ng/ml festgelegt, darunterliegende Werte werden als Vitamin D-Mangel definiert. Je niedriger der Serumwert, desto größer ist der Vitamin D Mangel und desto notwendiger ist die Einnahme von Vitamin D Präparaten, so lautet die gängige Meinung.
Jedoch sollten Blutwerte richtig interpretiert werden. Ein tatsächlicher Mangel an Vitamin D lässt sich im Grunde nur im Zusammenhang mit dem Vitamin-D-bindendem Protein richtig einschätzen. (siehe dazu https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/freies-vitamin-d-verbesserte-diagnostik-der-vitamin-d-versorgung)
Natürlich muss man bei einem nachgewiesenen Vitamin D Mangel dafür sorgen, dass der Wert wieder ansteigt. Das geschieht durch längeren Aufenthalt im Freien bei Tageslicht (es muss gar nicht die direkte Sonne sein). Oder eben durch eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D Präparaten. Vor allem im dunklen Winterhalbjahr ist dies manchmal nötig.
Doch einfach Vitamin D zu schlucken, auch wenn gar kein Mangel vorliegt, halte ich für bedenklich.
Denn Vitamin D ist im Grund ein Hormon, es reagiert mit anderen Hormonen (wie zum Beispiel dem Parathormon) und muss mit ihnen in einem Gleichgewicht stehen.
Dieses sensible und gut aufeinander eingespielte Gleichgewicht kann empfindlich gestört werden, wenn zu viel Vitamin D zugeführt wird.
Denn es gibt auch die Gefahr einer Vitamin D Überlastung. Diese Gefahr verschärft sich bei unkontrollierter zusätzlicher Einnahme von Vitamin D. In der Regel entstehe eine Überlastung erst bei extrem hoher Vitamin D Zufuhr, heißt es in den gängigen Empfehlungen für dieses Vitamin.
Doch das lässt sich leider nicht so pauschal sagen. Wenig bekannt ist, dass es auch eine individuelle Vitamin D Überempfindlichkeit gibt (Roche Lexikon Medizin). Manche Menschen können das Vitamin D nicht ausreichend abbauen, so dass es schon bei viel geringeren Mengen zu akuten oder chronischen Überlastungssymptomen kommen kann.
Zu viel Vitamin D steigert auch übermäßig die Resorption von Calcium und bewirkt, dass Calcium in die Nieren eingelagert wird, es kommt zur sogenannten Nephrocalcinose mit der Gefahr von Nierenversagen. Weiterhin können Weichteile, Gelenke, Blutgefäße und Organe "verkalken". (Quelle: Nutriologische Medizin, Seite 936)
Eine durch Vitamin D bedingte gesteigerte Calciumaufnahme kann außerdem die Aufnahme von Magnesium hemmen und einen Magnesiummangel verursachen. Magnesium ist aber ebenfalls sehr wichtig für den Körper, denn es steuert unter anderem die Funktion von Muskeln, Herz und Nerven.
Zudem ist Vitamin D der Gegenspieler des lebenswichtigen Cortisols. Das heißt, zu viel Vitamin D hemmt die Verfügbarkeit von Cortisol.
Cortisol ist aber wichtig, um physischen und psychischen Stress bewältigen zu können. Ein Cortisolmangel führt zum Beispiel zu Burnout. Ausführliche Infos zum Cortisolmangel können Sie hier lesen.
Cortisol ist ebenfalls wichtig, um Allergien, Entzündungen und Autoimmunreaktionen zu dämpfen.
Wenn durch ein Überangebot an Vitamin D weniger Cortisol zur Verfügung steht, besteht die Gefahr von Allergien und Autoimmunkrankheiten.
Und jetzt komme ich noch einmal zur oben angesprochenen möglichen Fehlinterpretation niedriger Blutwerte für Vitamin D zurück. Könnte ein geringer Vitamin-D-Blutspiegel nicht eine Reaktion des Körpers auf einen möglichen Cortisolmangel sein, um dieses Hormon nicht noch mehr zu unterdrücken?
In jedem Fall gibt es wissenschaftliche Artikel, die vor Vitamin D warnen, zum Beispiel hier: www.doccheck.com/de/detail/articles/9110-vitamin-d-streitbarer-stoff
Lesen Sie hier unseren Beitrag Nährstoffmängel erkennen, wenn Sie sich über weitere Nährstoffe informieren möchten.