Mycoplasmen sind die kleinsten aller Bakterien. Es gibt unter ihnen viele verschiedene Arten mit unterschiedlich krankmachender Wirkung.
Die bekannteste krankmachende Art, ist Mycoplasma pneumonia. Dieser Erreger ist seit langem bekannt als Auslöser von Erkältungskrankheiten und einer "atypischen" Lungenentzündung, die typischerweise hartnäckigen Reizhusten auslöst und sehr langwierig sein kann.
Inzwischen gewinnt die medizinische Forschung zudem immer mehr Erkenntnisse dafür, dass Mycoplasmen auch Gehirn und Rückenmark befallen und gefährliche Krankheiten auslösen können. Auch andere Organe, vor allem das Herz, können von einer Infektion betroffen sein.
Neben akuten Krankheitsbildern kann es auch zu chronischen Krankheitsverläufen kommen, deren Ursache oft nicht erkannt wird. Das chronische Müdigkeitssyndrom wird vermutlich von einer bestimmten Art von Mycoplasmen (Mycoplasma fermentans) ausgelöst.
Im nachfolgenden Beitrag finden Sie wichtige Informationen zu Mycoplasmen. ~
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Mycoplasmen leben in der Regel extrazellulär. Das heißt sie befinden sich außerhalb der Zelle.
Sie heften sich fest an Schleimhäute an, je nach Art entweder in den Atemwegen, im Genitalbereich oder auch im Magen-Darm-Trakt. Dort parasitieren sie und holen sich, was sie für ihren Stoffwechsel brauchen.
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, das manche Mycoplasmen-Arten (so zum Beispiel Mycoplasma fermentans) aber auch ins Zellinnere eindringen. Auf diese Weise können sie sich vor dem Immunsystem verstecken und sind auch für Antibiotika schwerer zugänglich. In der Folge können sich dann vermutlich latente oder chronische Infektionen entwickeln.
Doch auch, wenn Mycoplasmen sich nur äußerlich an die Zellen anheften, führt dies zu Krankheitsprozessen. Die Schleimhäute werden geschädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Und das Immunsystem bildet Entzündungsstoffe, um den Krankheitserreger zu eliminieren. Doch dies gelingt nicht immer, stattdessen können die Immunreaktionen sogar krankheitsverschlimmernd wirken.
So wurde zum Beispiel für Asthma ein Zusammenhang mit einer Mycoplasmeninfektion nachgewiesen.
Zudem hat die Wissenschaft hat erkannt, dass gerade Mycoplasmen über eine Vielzahl an Antigenen verfügt, die Ähnlichkeit mit Körperzellen, so zum Beispiel im Gehirn, in den Muskeln, in Lunge, Niere oder Leber haben. Durch diese Ähnlichkeit veranlassen sie das Immunsystem mitunter, dass es auch die eigenen Organe und Gewebe anzugreift. Es kommt dann zu möglichen Autoimmunerkrankungen.
Besonders gefürchtet sind Angriffe auf das Gehirn, die im Anschluss auf die Atemwegserkrankung auftreten können. Schwere Gehirn-, Nerven- oder Rückenmarkserkrankungen können die Folge sein. So kann zum Beispiel das sogenannte Guillain-Barre Syndrom, das zu Lähmungserscheinungen führt, durch Mycoplasmen ausgelöst werden.
Typisch sind auch sogenannte Kälteagglutinine, die durch Mycoplasmen entstehen können. Das sind bestimmte Antikörper, die vorwiegend bei kühlen Temperaturen entstehen, und dazu führen, dass sich rote Blutkörperchen in den kleinen Gefäßen verklumpen und die Durchblutung behindern.
Das Raynaudsyndrom, bei dem die Hände in der Kälte plötzlich weiß oder blau werden, kann durch diese Kälteagglutinine ausgelöst sein.
All diese möglichen Komplikationen zeigen, dass Mycoplasmen nicht so harmlos sind, wie vielfach angenommen wird.
Deshalb ist es wichtig, diese Krankheitserreger zu erkennen.
Zum Nachweis dienen einerseits die Antikörperbestimmung im Blut, die aber nicht immer zuverlässig ist.
Moderne PCR-Tests können den Erreger direkt im Sputum oder sonstigen Untersuchungsmaterialien nachweisen, doch werden diese im Praxisalltag noch nicht routinemäßig eingesetzt.
Ist die Infektion nachgewiesen (oder in schweren Fällen auch schon beim Verdacht), können Antibiotika den Krankheitsverlauf verkürzen und Komplikationen verhindern helfen. Als wirksam gelten vielfach die sogenenannten Makrolide (Chlarithromycin oder Azithromycin), doch es gibt inzwischen auch immer häufiger Resistenzen gegen diese Mittel. In diesen Fällen werden dann oft Tetracycline und Fluorchinolone eingesetzt.
Wenn starke entzündliche Autoimmunreaktionen aufgrund der Infektion entstehen, kann zusätzlich eine Behandlung mit Cortison nötig werden.
Viele Menschen haben zwar Bedenken gegen Antibiotoika oder Cortisonpräparate. Aber manchmal sind solche Medikamente einfach notwendig und können akute oder auch chronische Beschwerden ursächlich heilen.