Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine glutenfreie Ernährung. Hintergrund der Glutenunverträglichkeit kann eine (diagnostizierbare) Krankheit namens Zöliakie sein, oder aber eine Sensitivität auf die Getreidebestandteile ATI = Amylase-Trypsin-Inhibitoren.
Lesen Sie hier alles über die möglichen Formen einer Getreideunverträglichkeit: Wie Sie diese erkennen und was Sie bei Ihrer Ernährung beachten sollten. ~
Inzwischen rückt sie immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit: Die Krankheit Zöliakie, bei der durch Gluten im Getreide der Dünndarm schwer geschädigt werden kann.
Die Folge sind mangelnde Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm, Verdauungsbeschwerden, Malabsorptionssymptome , wie zum Beispiel eine sekundäre Laktoseintoleranz, allgemeine Krankheitssymptome bis hin zu einem erhöhten Risiko für bösartige Lymphome im Darm.
Doch es sind nicht nur Darmprobleme sondern auch sogenannte extraintestinale Symptome, die durch die Zöliakie verursacht sein können.
Hormonelle Störungen, Leberentzündung, psychische Beschwerden von Depressionen und Angststörungen bis hin zu schizophrenieähnlichen Symptomen können durch die unverträglichen Gluten verursacht sein.
Schätzungen zufolge sind ca. ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland von der Zöliakie betroffen. Doch nicht alle wissen davon.
Der Buchautor und führende Forscher auf dem Gebiet der getreidebedingten Krankheiten Professor Dr. Detlef Schuppan schreibt in seinem Buch
Tägliches Brot: Krank durch Weizen, Gluten und ATI, (Amazon Produktlink*)
dass es wohl eine sehr hohe Dunkelziffer undiagnostizierter Zöliakie-Betroffener gibt.
Das liegt unter anderem daran, dass die Krankheit im Erwachsenenalter so untypische Symptome verursacht, dass Ärzte nicht daran denken, dass es sich um diese Störung der Getreideverwertung handeln könnte.
Eine Diagnose wäre aber wichtig, denn die ständige Glutenzufuhr trotz Zöliakie führt nicht nur zu Verdauungs- und Befindlichkeitsstörungen, sondern birgt auch ein erhöhtes Risiko für ernsthafte Erkrankungen.
Die Zöliakie ist nicht nur eine "Intoleranz" sondern eine immunologische Krankheit. Durch den Kontakt mit Gluten entwickeln sich Antikörper, die die Zellen der Dünndarmschleimhaut bekämpfen und diese allmählich zerstören.
Wenn Sie an gesundheitlichen Probleme leiden, und schon manchmal bemerkt haben, dass Sie möglicherweise Brot, Brötchen oder Nudeln nicht so gut vertragen, sollten Sie sich auf eine mögliche Zöliakie untersuchen lassen.
Die Behandlung der Zöliakie erfolgt durch eine streng glutenfreie Ernährung.
Die Betroffenen müssen auf jegliche Form von Weizen, Roggen, Gerste oder Hafer in ihrer Ernährung verzichten, manche reagieren sogar sensitiv auf Mais.
Doch Gluten wird auch vielen anderen Nahrungsmitteln zugesetzt, die es herauszufinden und zu meiden gilt.
Es gibt auf den Seiten der Deutschen Zöliakiegesellschaft e.V. ausführliche Informationen und Produktlisten zu einer glutenfreien Ernährung.
Nur wenn diese Diät streng eingehalten wird, kann sich die Dünndarmschleimhaut regenerieren, und die Beschwerden bzw. Krankheitsrisiken bilden sich zurück.
Viele Menschen vertragen aber auch kein Getreide, obwohl sie nicht an Zöliakie leiden.
Diese sogenannte Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) wird seit einigen Jahren intensiv erforscht. Schätzungen zufolge sind rund 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
Man hat festgestellt, dass sich bei vielen Menschen gesundheitliche Probleme verbessern, wenn sie sich zumindest glutenarm ernähren. Andrerseits konnten bei Provokationsversuchen mit Gluten oft keine glutenbedingten Beschwerden ausgelöst werden.
Die Erklärung ist, dass noch weitere Bestandteile des Getreides krankmachende Wirkung haben können.
Dies können Agglutinine und/oder die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) sein .
Durch moderne Getreidezüchtungen stieg der Gehalt an den ATIs im Getreide an, mit der Folge, dass immer mehr Menschen auch auf dieses Weizenprotein mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren.
ATIs sind im wesentlichen in denselben Nahrungsmitteln wie das Gluten enthalten, weshalb auch hier eine glutenfreie Ernährung Besserung bringt, auch wenn nicht das Gluten selbst die Beschwerden auslöst.
Professor Dr Schuppan beschreibt in seinem Buch sehr ausführlich, auf welche Weise diese ATIs wirken.
So wirken ATIs nicht direkt auf die Darmschleimhaut ein, sondern stimulieren bestimmte Zellen des Lymphsystems, die dann Entzündungen oder verschiedene Autoimmunerkrankungen auslösen oder verstärken können.
ATIs sind sie die einzige Ernährungskomponente, die zu dieser Form der Immunaktivierung führt, hat der Wissenschaftler erkannt.
Die typischen Symptome der ATI-Unverträglichkeit liegen nicht ausschließlich im Verdauungssystem, sondern in einer Immunaktivierung.
Krankheiten wie Typ-1-Diabetes, Rheuma, Lupus, Morbus Crohn und sonstige entzündliche Krankheiten verlieren oft ihre Aktivität, wenn die ATIs in der Ernährung gemieden werden. Das ist anhand vieler Fallbeispiele im genannten Buch beschrieben.
Aber auch Stoffwechselstörungen und Übergewicht können auf die ATIs zurückzuführen sein.
Es ist deshalb wichtig, auch an diese Ursache zu denken, um gesundheitliche Probleme verbessern zu können.
Anders als bei der Zöliakie steht für die ATI-Sensitivität noch kein Blut- oder sonstiger Diagnosetest zur Verfügung.
Es muss hier eine Ausschlussdiagnose gestellt werden:
Wenn Darmbeschwerden und sonstige Symptome nach dem Essen von getreidehaltigen Speisen (Brot, Nudeln, Pizza) auftreten und keine Zöliakie nachweisbar ist, geht man von einer ATI-Unverträglichkeit aus.
Auch dann sollten gluten- und ATI-haltige Getreide gemieden werden, jedoch ist nicht so eine strenge Diät nötig wie bei der Zöliakie.
Es sind bisher noch kaum Nahrungsmittellisten zum Gehalt von ATIs verfügbar.
Im wesentlichen enthalten die glutenhaltigen Getreide- und Brotsorten auch am meisten ATIs.
Einige Unterschiede ergeben sich bei Buchweizen, Hirse und Soja: Während diese völlig glutenfrei sind, enthalten sie eine gewisse Menge an ATIs. Dasselbe gilt für glutenfreie Frühstückscerealien.
Gekochte (Weizen)-Nudeln, vor allem wenn sie mit Salz gekocht werden, enthalten im Vergleich zu Brot geringere ATI-Gehalte, sie sind also möglicherweise in kleinen Mengen verträglich.
Unter folgendem Link finden Sie eine Liste mit dem ATI-Gehalt in Lebensmitteln:
https://www.ernaehrungsmedizin.blog/2018/02/04/amylase-trypsin-inhibitoren-wo-sind-sie-drin/
Die Glutenunverträglichkeit gilt als eine häufige Ursache für einen Leaky Gut.
Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Leaky Gut Syndrom.