Die Borreliose ist eine Infektionskrankheit mit dem Bakterium "Borrelia burgdorferi", das durch einen Zeckenbiss, vermutlich aber auch durch andere Insektenstiche, übertragen werden kann.
Unerkannt und unbehandelt kann die Borreliose im Körper zu fortschreitenden chronischen Symptomen führen. Lesen Sie hier wichtige Infos zur chronischen Borreliose.
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Die chronische Borreliose ist eine Krankheit, die allmählich oder in Schüben zu fortschreitenden Symptomen führt. Je nach der Lokalisation der Bakterien können das Nervensystem, das Gehirn, die Gelenke, das Bindegewebe oder andere Organe betroffen sein. Die Krankheit ist verwandt mit der ebenfalls chronisch fortschreitenden Syphilis Erkrankung. Jedoch ist die Übertragung eine andere: Während Syphilis bei sexuellen Kontakten von Mensch zu Mensch übertragen wird, sind bei der Borreliose nach derzeitigem Wissensstand meist Zecken die Krankheitsüberträger.
Nicht jeder Zeckenbiss führt zu einer Borreliose und nicht jede Infektion führt zur Schwerstform der Erkrankung. Doch sollte bei schubweise verlaufenden Krankheiten des Nervensystems oder der Gelenke immer an eine mögliche Borreliose als Ursache gedacht werden. Denn diese kann ursächlich, statt nur symptomatisch behandelt werden. Das heißt, die auslösenden Erreger können mit Antibiotika eliminiert oder zumindest in ihrer Aktivität gehemmt werden.
Die erste Herausforderung ist es dabei, eine mögliche Borreliose überhaupt in Erwägung zu ziehen. Dies ist bei einem frischen Zeckenbiss relativ einfach, vor allem dann wenn es zu einer ringförmig sich ausdehnenden Rötung um die Bissstelle kommt. Dieses Symptom der Wanderröte, auch erythema migrans genannt, gilt als typisches Borreliosezeichen. Wenn es auftritt, wird in der Regel sofort mit Antibiotika behandelt.
Schwieriger ist ein Borrelioseverdacht bei vergangenen Zeckenbissen, die damals vielleicht übersehen oder wenig beachtet wurden. Unbehandelt konnten sich die Bakterien dann einnisten, ausbreiten und zu einem ständigen Krankheitsgefühl und körperlicher Schwäche bzw. immer weiteren Symptomen führen.
Typische Symptome einer chronischen Borreliose können unter anderem sein:
usw.
Diese Symptome werden dann leider nicht immer richtig gedeutet. Das Krankheitsbild der chronischen Borreliose bzw. Neuroborreliose ist in der Medizin zwar bekannt und klar definiert, aber nicht alle Fachärzte, die wegen der einzelnen Symptome aufgesucht werden, erkennen das Gesamtbild und die mögliche Infektion als Ursache.
Doch um eine Borreliose zu erkennen, muss das Gesamtbild der Symptomatik betrachtet werden. Ärzte beschränken sich leider oft nur auf die Behandlung von Einzelsymptomen, wie es in der heutigen Aufteilung der Medizin in Fachgebiete so oft der Fall ist.
Borreliosekundige Ärzte erkennen dagegen anhand einer ganzheitlichen Anamnese den Zusammenhang der vielfältigen Symptome, ziehen eine chronische Borreliose in Betracht und veranlassen Untersuchungen, um diese nachzuweisen. Das heißt, es wird Blut, seltener auch Rückenmarksflüssigkeit daraufhin untersucht, ob spezifische Antikörper gegen die Borrelien vorhanden sind.
Jedoch ist der Bluttest auf Borreliose-Antikörper manchmal unklar und umstritten.
Vereinfacht gesagt gibt es Antikörper, die eine frische Infektion anzeigen ( IgM) und Antikörper die eine irgendwann in der Vergangenheit stattgefundene Infektion anzeigen (IgG).
Ob vorhandene IgG Antikörper nun bedeuten, dass das Immunsystem irgendwann einmal mit Borellien zu tun hatte, oder ob die Infektion noch vorhanden ist, ist in Ärztekreisen umstritten.
Und ob überhaupt Antikörper vorhanden sein müssen, um eine chronische Borreliose zu diagnostizieren, ist ebenfalls umstritten. Denn Borrelien sind so wandelbar und veränderlich, dass sie das Immunsystem oft täuschen und mit den gängigen Nachweistests nicht immer zu erfassen sind, argumentieren Borreliose-Forscher.
Mehr Klarheit kann möglicherweise ein Lymphozytentransformationstest, kurz LTT bringen. Er zeigt an, ob im Blut gegen Borrelien aktivierte Lymphozyten, die ebenfalls Teil des Abwehrsystems sind, vorhanden sind.
Ein positiver LTT Test spricht sehr stark für eine aktive Infektion, die behandelt werden sollte, wenn entsprechende Symptome vorhanden sind. Leider ist auch der LTT Test schulmedizinisch umstritten, so dass die gesamte Borreliose-Diagnostik leider noch sehr unklar ist.
Deshalb fordern borreliosekundige Ärzte, immer dann zu therapieren, wenn die Symptome eine Borreliose vermuten lassen, egal ob sie im Labor nachweisbar ist oder nicht.
Viele Ärzte (und Naturheiler) dagegen warnen davor, alle möglichen chronischen Symptome einer Borreliose zuordnen und mit Antibiotika ausmerzen zu wollen. Denn Antibiotika haben mittlerweile einen schlechten Ruf, vor allem in Naturheikreisen werden sie regelrecht verteufelt.
Sicher haben Antibiotika Nebenwirkungen, doch eine Therapie dauert maximal ein paar Wochen. Ich halte einen Therapieversuch auch bei unklarer Nachweislage für besser und weniger gefährlich als eine chronische Borreliose nicht zu behandeln.
Generell erfolgt die Therapie einer bakteriellen Infektionskrankheit mit Antibiotika. Beim frischen Zeckenstich mit Wanderröte (sich ausdehnende Rötung um die Bissstelle) wird deshalb auch jeder Arzt ein geeignetes Antibiotikum über etwa drei Wochen verordnen. Damit sollen chronische Folgesymptome verhindert werden.
Ob aber bei einer (vermuteten) chronischen Borreliose monatelange Antibiotikagaben hilfreich sind, oder ob immer wieder beim Aufflackern der Symptome kurzzeitige Therapien erfolgen sollten, ist ebenso umstritten, wie der Nachweis dieser Krankheit überhaupt.
Die Problematik scheint dabei zu sein, dass sich die Borrelien während der Antibiotikatherapie über lange Zeit so im Gewebe einkapseln können, dass sie vor den Wirkstoffen geschützt sind. und erst, wenn die Lebensbedingungen für sie wieder besser sind, wieder aktiv werden. Deshalb wären wiederholte kurzzeitige Therapiezyklen wohl erfolgreicher als monatelange Gaben, die ja auch den Körper belasten.
Wie auch immer: Wer den Verdacht auf eine chronische Borreliose hat, tut gut daran, einen Borreliose kundigen Arzt aufzusuchen, der die Symptome zuordnen und möglichst gezielt therapieren kann.
Dass die Labordiagnostik nicht immer Borrelien findet, kann auch daran liegen, dass mögliche andere Erreger die chronische Infektion verursachen.
Unter anderem können Bakterien oder Parasiten wie
Ehrlichen,
Rickettsien,
Bartonellen,
Toxoplasmen, die Erreger der Toxoplasmose
und viele andere, vielleicht noch gar nicht benannte, Erreger das Immunsystem chronisch beanspruchen und damit zu Beschwerden wie Schwäche, Burnout, chronischer Müdigkeit, Schmerzen und anderen Symptomen führen.
Da diese Bakterien mit ähnlichen Antibiotika wie die Borrelien zu bekämpfen sind, tritt oftmitunter nach einer Behandlung eine drastische Besserung ein, auch wenn kein Borreliennachweis möglich war.
Dies ist erfreulich und meiner Meinung nach auch ein Grund, eine Antibiotikatherapie auch bei unklarer Diagnose zu versuchen. Denn wenn eine zweiwöchige Tabletteneinnahme das Problem behebt und viele Folgetherapien (z.B. Rheumatherapie) überflüssig macht, ist das doch den Versuch wert. Zumindest der Patient kann dabei nur gewinnen!
Das Wichtigste ist es aber, chronische Infektionen als Krankheitsursachen zu erkennen, statt unklare Symptome immer nur als psychosomatisch einzustufen, wie es leider in der heutigen Zeit nur allzu oft geschieht.
Wird dagegen der Zusammenhang zwischen einer Depression beispielsweise und einer chronischen Borreliose erkannt, können kurzzeitige Antibiotika wirksamer sein als eine langfristige Einnahme von Antidepressiva.