Hier finden Sie Informationen über einen oft unerkannten Cortisolmangel.
"Cortison" wird nicht selten als „Gift“ angesehen, das man unter keinen Umständen schlucken will. Kaum ein Medikament ist so stark mit Ängsten und Vorurteilen besetzt wie ein Cortisonpräparat.
Was dabei weniger bekannt ist: Cortison wird auch vom Körper selbst gebildet und ist in einer gewissen Menge lebensnotwendig. Oder umgekehrt ausgedrückt: Ein Cortisolmangel kann die Vitalität empfindlich stören.
Lesen Sie nun in diesem Beitrag, wie Sie die Symptome eines möglichen unerkannten Cortisolmangels erkennen und behandeln können.
Erschöpfung und geringe Stresstoleranz: Ist ein Cortisolmangel schuld?
Seit Monaten fühlt sich die dreißigjährige Patientin Jutta K. zunehmend ausgebrannt und erschöpft.
Jeder noch so kleine Stress bringt sie total aus dem Gleichgewicht.
Manchmal fühlt sie sich nicht einmal mehr dem ganz normalen Alltag gewachsen und würde sich am liebsten in ihr Bett verkriechen. ~
Natürlich können die verschiedensten Krankheiten hinter solchen Symptomen stehen, doch woran oft niemand denkt:
„Möglicherweise ist ein subklinischer Cortisolmangel, das heißt, eine schwer nachweisbare Nebennierenschwäche schuld an der mangelnden Belastbarkeit“,
erklärt die Endokrinologin Dr. Heike Karl aus Nürnberg.
Cortisol wird in den Nebennieren produziert
Die Nebennieren sind kleine Drüsen, die – wie der Name schon ausdrückt – jeweils neben den Nieren liegen. In der Medizin unterscheidet man zwischen Nebennierenmark und Nebennierenrinde, weil diese beiden Bereiche unterschiedliche Funktionen ausüben.
Job der Nebennierenrinde ist es, bestimmte Hormone zu produzieren, die auf vielfältige Weise in den Stoffwechsel eingreifen, und deshalb lebensnotwendig sind.
Die wichtigsten dieser Hormone sind das Aldosteron und das Cortisol.
- Aldosteron ist für den Wasser- und Mineralstoffhaushalt des Körpers zuständig,
- Cortisol dämpft – vereinfacht dargestellt – Stress- und Entzündungsreaktionen des Körpers.
Für gesunde Körperfunktionen ist es notwendig, dass diese beiden Hormone immer bedarfsgerecht produziert und ins Blut abgegeben werden.
Gesteuert wird dies von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), was normalerweise über ein ausgeklügeltes Rückmeldesystem genauestens funktioniert.
Verschiedenen Erkrankungen, entweder der Hirnanhangdrüse oder der Nebennierenrinde selbst können diesen Prozess aber stören, und so zu einem Überschuss oder Mangel an Cortisol oder Aldosteron führen.
Cortisolmangel-Krankheit Morbus Addison
Die Krankheit, die durch einen Mangel oder sogar Totalausfall der Nebennierenrindenhormone gekennzeichnet ist, ist der so genannte Morbus Addison.
Er äußert sich durch Schwäche, eine bräunliche Hautverfärbung (denn anstelle des Cortisols wird hier das Hautpigment Melanin gebildet), und im Extremfall durch Kreislaufversagen.
„Diese Krankheit ist aber relativ selten, sie lässt sich anhand von Hormonbestimmungen in Blut und Urin auch sicher nachweisen“, weiß die Endokrinologin.
Zur Therapie müssen die fehlenden Hormone dann lebenslang ersetzt, das heißt in Form von Tabletten eingenommen werden.
Subklinischer Cortisolmangel häufig
Neben diesem eindeutigen Krankheitsbild gibt es aber eine leichte Form des Cortisolmangels, so haben moderne Stressforscher herausgefunden, die mit den üblichen Untersuchungen nicht immer feststellbar ist.
Vor allem nach einer Stressbelastung – das kann psychischer Stress, aber auch eine Infektionskrankheit, ein Unfall oder eine Operation sein – kann die Hormonproduktion bei manchen Menschen dauerhaft absinken.
Und schon ein leichter Cortisolmangel kann zu vielfältigen körperlichen Störungen und Symptomen führen.
Cortisolmangel Symptome
Drei typische Krankheitsbilder haben die Forscher ausgemacht, bei denen vermutlich der Cortisolmangel eine wesentliche Rolle spielt:
- die Chronische Erschöpfung, oder auch Burnout-syndrom (ausgebrannt sein)
- eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit mit chronischen Schmerzzuständen
- mangelnde Stressresistenz und erhöhte Reizbarkeit, die Nerven liegen bei den Betroffenen dann häufig blank.
Durch bestimmte messbare Stoffwechselzusammenhänge konnten hierfür auch klare Belege gefunden werden.
Bei einem Cortisolmangel bilden sich im Körper zum Beispiel vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe, die Schmerzen oder ein Krankheitsgefühl ähnlich wie bei einer Grippe auslösen können.
Und da Cortisol eigentlich dafür da ist, um nach einer Belastung, die stressbedingten Körperreaktionen wieder „herunterzufahren“, führt ein Mangel an dieser Substanz dazu, dass Stressreize stärker wirken und länger anhalten.
Suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn Sie an solchen Cortisolmangel Symptomen leiden, rät die Ärztin, denn sie können gut behandelt werden.
Cortison einnehmen als Therapie
Eine einfache und wirksame Therapie wäre deshalb auch hier, das fehlende Cortison zu einfach einzunehmen.
„Da sich der Mangel aber nicht immer im Blut zeigt, ist man hier bei den entsprechenden Symptomen auf einen Therapieversuch angewiesen“, sagt die Expertin.
Wenn ein wenig Cortison eine deutliche Besserung bewirkt, kann der Patient es in niedrigster Dosierung entweder regelmäßig oder bei Bedarf, also eben in besonderen Stresssituationen einnehmen.
Jutta K. hat von dieser Therapie deutlich profitiert. Seit sie jeden Morgen ein paar Milligramm Cortison schluckt, geht es ihr deutlich besser.
Und von den Nebenwirkungen, vor denen sie jeder warnt, spürt sie bei dieser Minimaldosis auch nichts. Vermutlich deshalb, weil der Körper hier nur das Cortisol bekommt, das ihm dringend fehlt.
Cortison Nebenwirkungen (nur) bei Hochdosistherapien
Sie bekommen gerade Cortison verabreicht? Als Salbe, zum Inhalieren, als Tabletten, Spritzen oder sogar als Infusion? Und möglicherweise haben Sie ein ungutes Gefühl dabei, denn von Cortison-Medikamenten hört man ja landläufig, wie schädlich sie sein können...
Hier muss man unterscheiden, betont die Fachärztin:
„Wenn Cortikoide, also cortisonähnliche Präparate etwa bei orthopädischen Problemen unkritisch und hoch dosiert verabreicht werden, können tatsächlich gravierende Nebenwirkungen auftreten.
Die Palette reicht von Wassereinlagerungen im Körper, über einen gestörten Calciumhaushalt mit der Gefahr der Osteoporose, bis hin zu einer induzierten Nebennierenschwäche, weil die Nebenniere bei solch einem Überfluss nicht mehr selbst zu produzieren braucht und deshalb erlahmt“.
Bei Cortisolmangel keine Cortison Nebenwirkungen zu befürchten
Bei einem nachgewiesenen oder vermuteten Cortisolmangel dagegen wird nur das ersetzt, was fehlt.
Und das geschieht – anders als in der Rheumatherapie - mit der Form von Cortison, die mit der körpereigenen identisch ist und nur jeweils kurzzeitig für ein paar Stunden wirksam ist.
Dieses körpereigenen Cortison steht als Hydrocortison zur Verfügung.
Die Dosierung wird hierbei so gering gewählt, dass Nebenwirkungen kaum möglich sind.
Einen Mangel zu erkennen und Cortison dann richtig dosiert einzunehmen kann die Cortisolmangel Symptome dann rasch beseitigen und die Lebensqualität deutlich verbessern.
Ein Cortisolmangel kann auch mit einer Salicylatintoleranz einhergehen, und Cortisol lindert die Beschwerden, die durch Salicylate verursacht werden.
Wenn Sie mehr zum Thema Salicylatintoleranz lesen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Blogbeitrag Salicylate oft unverträglich.